Welcome Innsbruck - SOMMER || SUMMER 2014 - page 24

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hält einen goldenen Apfel inHänden, den Siegespreis für den besten
Moreskentänzer. Letztere kamen aus Südspanien, waren Spielleute
und zogen vonHof zuHof, ihreDarbietungenpräsentierend. Sie führ-
ten wilde Stampftänze auf, waren ausgestattet mit Schellen an Hän-
den und Füßen und galten als eine Art „Breakdancer desMittelalters“.
Der Besteunter ihnen–es gingnatürlichumdieGunst einer schönen
Frau – wurde mit dem Goldenen Apfel als Siegespreis von der Lan-
desfürstin ausgezeichnet. Heute ist das Goldene Dachl ein touristi-
scher „Hotspot“, wie geschätzte vier Millionen Tagesbesucher pro Jahr
auf dem Stadtplatz beweisen. Immer noch fasziniert der Charme der
spätgotischenHäusermit ihrenbuntenFassaden, denArkadengängen
(Lauben) und den vielen Erkern in der Innsbrucker Altstadt, die groß-
teils zwischen1490und1520entstanden sind. AuchdieHofburg, im-
perialer Wohnsitz des Kaisers, wurde unter Maximilian im Jahr 1500
vollendet. Hier lebte auch seine zweite GemahlinBiancaMaria Sforza
mit ihren italienischenHofdamen, die besonders unter der Kälte und
Langeweile litten.
Zur ewigen „gedechtnus“
Gegenüber befindet sich die Hofkirche mit dem angrenzenden „Neuen
Stift“, seit 1929 Tiroler Volkskunstmuseum. Inder Hofkirche (1553–1563)
stehtdasweitüberdieGrenzenTirolshinausbekannteGrabdenkmalKaiser
Maximilians I.DiesesbedeutendsteKunstwerk Innsbruckswurdezum „ewi-
genRuhmedesHausesHabsburg“ errichtet: Drei Generationen vonHabs-
burgern sorgten für die Fertigstellung, ganze 82 Jahre wurde an diesem
Monument gebaut! 28überlebensgroßeFigurenausBronze, die „VIPs“ der
damaligen Zeit, bestehend aus Vorfahren, Familienmitgliedern und Hel-
denderGeschichte, haltenTrauerwache. DieKircheselbstwurdeerst rund
40 JahrenachdemToddesKaisers (+1519) zurAufnahmeder Figurener-
richtet. DasHochgrab (=Kenotaph) kam inden1560er Jahrendazu– al-
lerdings istes leer,dennMaximilian I. ruhtnoch immer inWienerNeustadt.
Die24MarmorreliefsamKenotaphzeigeninhoherQualitätundmitenormer
perspektivischerTiefenwirkungdiewichtigstenSzenenausdemLebenMa-
ximilians. SiewurdenvonAlexanderColinum1560/66gearbeitet. Aufden
Reliefs findensichallewichtigenLänderdesdamaligenEuropasalsStatio-
nenseinesLebensvertreten. Sohat Innsbruckdasbedeutendstedeutsche
Kaisergrabmal,ohneden totenKaiser jebeherbergtzuhaben.
Begnadeter Selbstdarsteller
NichtnuramGoldenenDachl ließer sichgleichzweimal inSteinmeißeln,
sondern auch amWappenturm am östlichen Eingang in die Altstadt.
Dieses für Maximilians Selbstdarstellung typische Bauwerk zeigte auf
seiner Fassade 54 Wappenfresken, darunter auch sog. „Anspruchs-
wappen“ von Ländern, die er gerne besessenhätte. Macht undPropa-
gandawaren ihmäußerstwichtigunder verstandesbestens, sichund
„Ich leb’, weißnitwie lang, ich stürb, weißnitwann,
muss ziehen, weißnitwohin,michwundert,
dass ich so fröhlichbin.“
Kenotaph, KaiserMaximilian I. //
Cenotaph, KaiserMaximilian I.
Relief amGoldenenDachl:Max zwischen
HofnarrenundRatsherrn // Relief on theGolden
Roof:Maxbetween Jester andCouncilman
A.Colin,Kenotaph,TirolerLandesmuseen
N.TÜRING,RELIEF,A.PROCK
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