Welcome Innsbruck - WINTER 2014 - page 44

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er eigentlicheBrauch geht auf denhl. Franziskus zurück, der
1223 imWald von Greccio eine „lebende“ Krippe inszeniert,
also das Geschehen von Bethlehem mit Mensch und Tier
nachgestellt hat. Es dauerte allerdings nochmehrere Jahrhunderte,
bis es zudenKrippen imheutigenSinngekommen ist.
Kindlwiegen&Fatschenkinder
In den Frauenklöstern wurde der Brauch des „Kindlwiegens“ seit dem
13. Jahrhundert gepflegt: Nonnen wiegten das Jesuskind zur Christ-
mette zur religiös-mystischenVersenkung. „Wachs-Christkindln“waren
im 16. Jahrhundert besonders beliebt – in der Serviten-Kunstkammer
befinden sich heute noch zwei davon. Da die Figuren häufig „einge-
fatscht“ (=gewickelt)waren, nannteman sieauch „Fatschenkinder“.
Mit der Reformation fanden diese Bräuche ein jähes Ende. Erst in
der Gegenreformation versuchtendieOrden (Jesuiten, Kapuziner) den
Glauben wieder mittels Krippen zu veranschaulichen. Im Frühbarock
entstanden schließlich die ersten Krippen mit weihnachtlichem In-
halt. DieAufstellung indenKirchenglicheiner prunkvollenTheaterku-
lisse.MitdemKrippenverbot vonKaiser Josef II., derdarineineGötzen-
verehrung sah, endete jedochdieseersteprunkvolleZeit.
KRIPPEN-TRADITION
Krippen sindausdenweihnachtlichenBräuchen inTirol nichtmehrwegzudenken.
InKirchenundauch imprivaten
Bereichwerden sieauchheutenochaufgestellt –allerdingserst zumHeiligenAbend. Davorwirdman laut liturgi-
schenRegeln inganzTirol keine finden–außer imMuseum. //
MONIKAFRENZEL
Doch in Tirol warman findig: Durftemandie Krippe laut kaiserlichem
Erlass nichtmehr in der Kirche aufstellen, fand diese im nahegelege-
nenWirthaus eineneueBleibe.
Papier, Holz&Orient
Da die Barockkrippen dochmit großem Aufwand hergestellt worden
sind, suchte manmit der Zeit nach einfacheren Lösungen und fand
diese indenPapierkrippen. Gleichzeitigbegannmanauchkleinforma-
tigere Krippenfiguren zu schnitzen, ganze Krippendynastienmachten
daraus lokaleKunstwerke.
Als dieMobilität der Krippenbauer wuchs und Reisen in das Heili-
ge Land nichts Unmögliches mehr waren, entstanden die „orientali-
schen Krippen“. Man bemühte sichnun um einen authentischenHin-
tergrund, versah die Krippenmit Palmenund die Kamele der heiligen
drei Königewurdenwirklichkeitsnah.
„Krippele schauen“
Dieser weihnachtliche Brauch war in Tirol weit verbreitet, bis er vom
Tourismus aufgegriffenwurdeundbusweise interessierteGäste indie
Bauernstuben verfrachtete. Ein Haus mit Weihnachtskrippe war ge-
©G.KRESSER
Schnitzkunst hat inTirol eine langeTradition. //
Wood craft has itsown tradition inTyrol.
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