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s gab keinen bestimmten Punkt, an dem aus David Lama ein

Alpinist wurde. Es war eine Entwicklung, ein Weg, der wie

selbstverständlich passierte. Eine Route, die schlussendlich

nicht mehr nur die Wand, sondern den Berg in seiner Gesamtheit

zum Ziel hatte. „Der Alpinismus ist kein Sport, kein Wettkampf, son-

dern eine Philosophie, eine Lebensform“, sagte einst der italienische

Kletterer Cesare Maestri, zu seiner Zeit einer der besten der Welt.

„Beim Sportklettern geht es um den Sieg“, sagt das Ausnahmetalent

David Lama heute, „beim Bergsteigen um den Gipfel.“

Der 26-jährige Tiroler begann mit dem Klettern, als seine Füße ihn

tragen und seine Hände ihn halten konnten. Den ersten Wettkampf be-

stritt er mit sieben Jahren und wurde Zweiter. Von da an ging es steil

bergauf – im wahrsten Sinne des Wortes. Bis zu dem einen Projekt, das

DIE RUHE DES GIPFELS

THE CALMNESS ABOVE THE CLOUDS

Seine Projekte sind oft mit dem Prädikat „unmöglich“ behaftet

– doch sowohl sein Drang als auch

seine Überzeugung haben den Alpinisten David Lama Grenzen überschreiten lassen. Wand für Wand,

Berg für Berg, Gipfel für Gipfel – bis das Unmögliche möglich wird. //

The mountaineer is well-known

for his “impossible” projects, but David Lama

- with his passion and his bold siege tactics - makes the

impossible possible. He conquers wall after wall, mountain after mountain, summit after summit -

representing a new breed of super-alpinists. //

SONJA NIEDERBRUNNER

wohl in vielerlei Hinsicht ein lehrreiches war: Der Versuch, den Cerro

Torre in Patagonien zu bezwingen – auf jene Art, die ihm zum dama-

ligen Zeitpunkt richtig erschien –, scheiterte. Dieser Berg stellte bereits

für den eingangs zitierten Cesare Maestri einen Wendepunkt dar: 1959

bestieg er zusammen mit dem Tiroler Toni Egger den Gipfel des Cerro

Torre. Doch die Expedition endete tragisch. Egger stürzte beim Abstieg

tödlich ab, mit ihm die Kamera, die das Beweisfoto des Gipfelerfolges

enthalten haben soll. Bis heute ist umstritten, ob die beiden wirklich

am Gipfel waren. Maestri versuchte es wieder. 1970 machte der Italie-

ner sich mit Hilfe eines Kompressors, mit dem er Hunderte von Haken in

die Wand bohrte, den Weg frei zum höchsten Punkt der Felswand. Diese

Besteigungsmethode löste heftigen Protest unter den Alpinisten aus –

40 Jahre später sollte sich die Geschichte wiederholen.

Vom Sportkletterer zum Alpinisten: David Lamas Ziel ist nicht

mehr allein die Wand, sondern der Berg, der Gipfel. //

From sport climbing to alpinism: David Lama’s goal

is no longer only the wall but the summit.