Welcome Innsbruck - Sommer 2018

W E L C O M E 40 K U L T U R Die zwei Zwiebeltürme kennt jeder, der ins Tiroler Oberland fährt: Direkt an der A12 gelegen, haftet der Blick am schönen Stift Stams. Das Zisterzienserkloster ist so alt wie Tirol selbst. Hier sind die großen Tiroler Landesfürsten begraben und es treffen sich Bildung, Kultur und kirchliches Leben. Eine Führung mit dem Abt. // Located close to the A12 motorway, the traveler’s gaze is irresistibly drawn towards beautiful Stift Stams. The Cistercian monastery is as old as Tyrol itself. Here its great princes are buried. And here also a new museum has recently been opened. EIN TIROLER JUWEL A T Y R O L E A N J E W E L D as Stift Stams wurde 1273 unter Graf Meinhard II. von Görz-Tirol gegründet und im Laufe von hundert Jahren (1650–1750) vom ro- manischen Stil auf Barock umgebaut. Die beiden Türme stammen aus dieser Zeit. Aber auch im Inneren wartet das Stift mit Schätzen auf: Stuckatur, Deckenfreskos, große Handwerkskunst und opulente Malereien ziehen sich durch das gesamte Ensemble. German Erd, der 44. Abt des Stifts im Tiroler Oberland, hat eine persönliche Führung zugesagt. Er erzählt von der be- wegten Gründungsgeschichte des Stifts: „Eine Schar von Mönchen folgten 1273 dem Ruf ihres Abts, vom schwäbischen Kaisheim aus ins Gebirge zu wandern, um ein neues Kloster aufzubauen.“ Aus der Geschichte weiß man, dass sie dem Ruf eines der mächtigsten Fürsten folgten, der bei der Wahl des zukünftigen Kaisers ein Wort mitzureden hatte. Zu Beginn der Ordensniederlassung musste man sich mit dem bestehenden Stamser Wallfahrtskirchlein begnügen. Zwölf weitere Jahre vergingen, ehe die neue Kirche samt Kreuzgang erbaut war. Die Kosten dafür trug der Landesfürst. Eingeweiht wurde das neue Gotteshaus im November 1284. Am selben Tag wurden die sterblichen Überreste der Gattin des Fürsten, Elisabeth von Wittelsbach, in der Gruft beigesetzt. Der Tiroler Graf, der bald Herzog werden sollte, hatte mit dem neuen Kloster eine würdige Grab- lege mit großer Bedeutung für die gesamte Dynastie geschaffen. Hier liegt nicht nur der Stiftsgründer Meinhard II. selbst begraben, sondern auch Friedrich mit der leeren Tasche, der Landesfürst aus der ältesten Tiroler Linie der Habsbur- ger, dessen Sohn Sigismund der Münzreiche, der ehemalige Münzherr der Stadt Hall, oder Bianca Maria Sforza, die zweite Gemahlin von Kaiser Maximilian. Die sogenannte Fürstengruft ist ein Anziehungspunkt für Touristen. Viele kommen aber auch zur Andacht am berühmten Hochaltar, dem sakralen Kunstwerk der Kirche. Künstler Bartlmä Steindle (1609–1613) hat dieses Meisterwerk geschaf- fen. Es stellt einen Altar-Lebensbaum mit 84 holzgeschnitzten, vergoldeten Figuren dar, der die christliche Glaubensgeschichte erzählt. Abt German Erd erzählt von „der pathetischen Bewegung des Barock“ und von den original er- haltenen Farben in der Deckenstuckatur, die nun mit modernen LED-Lampen T E X T : J U L I A S PA R B E R - A B L I N G E R F OTO S : C H R I S T I A N F O R C H E R U N D C L E M E N S J U D Historie trifft Moderne: Die weitum sichtbaren Zwiebeltürme des Stifts und der Neubau des Meinhardinums. Warum ist Stams ein Stift? Deshalb, weil das Kloster vom Tiroler Grafen Meinhard II. „gestiftet“ und mit Gütern und Rechtstiteln ausgestattet wurde. // History meets modernity: the abbey’s landmark onion- domed towers and the new building housing the Meinhardinum boarding school. Why is Stams an abbey (Stift)? Because the monastery was founded (“gestiftet”) by Count Meinhard II and endowed with land and legal titles.

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